"(...) Paula Rösler zählt um die Jahrhundertwende noch zu den Künstlerinnen, denen die Münchner Akademie verschlossen war. Die aus Hessen stammende Malschülerin wich an die Damenakademie des Münchner Kunstvereins aus:
Dort lehrte Heinrich Knirr das betont Handwerkliche und Julius Diez die Vielfalt technischer Möglichkeiten. Hier hat sie die Basis für Holzschnitt und das Schneiden von Silhouetten erlernt. Die weitere Entwicklung, das kompositionelle Erfassen, die Vorliebe für grafische Stilleben, florale Motive erfolgte in Kenntnis chinesisch-japanischer Kunst sowie der flüssigen Linie und des Dekorativen des Jugendstils (...)
In dem Holzschnitt "Monstrum umgarnt junge Frau" scheint Autobiographisches auf: das Verhängnis in der Beziehung zu Waldemar Bonsels, dem Verfasser der "Biene Maja". "Das Glück der Frau besteht in der Hingabe, der die Resignation folgt", urteilt der Autor. In den Versen, ausschließlich Liebeslyrik, resümiert die Malerin: "Nun bin ich frei! Deine Macht zerbrach, meiner Narrheit Reif zersprang." In der akribisch gestalteten Monographie "Paula Roesler" ... ist dies nachzuschlagen. Die Ausgabe ruft lokalhistorisch Vergessenes ins Gedächtnis, registriert detailliert die Ausstellungen der "Welle", bis hin zu den Kritiken der Münchner Zeitungen und Josef Hofmillers.
Zur Vita zählen die Chiemgauer Lebensstationen der Malerin: Achenmühle, Wolfspoint, Wurmsdorf, Söllhuben, wo das Grab nicht mehr auffindbar ist."
(Hans Heyn, Oberbayerisches Volksblatt, 16.9.1999).

Foto: Egbert Friedrich, Paula Roesler, Schriften des Rodacher Rückert-Kreises, Rodach bei Coburg 1994, Abb. S. 6 (Foto: Privates Roesler-Archiv, Markus W. Peters, Gelnhausen).