Lot 10
Balwé, Arnold
1898 Dresden - 1983 Prien am Chiemsee
"Schiff am Chiemsee" (Segelboot der Balwés)
Öl auf Leinwand · 76 x 100 cm.
Unten links signiert: Balwé.
Rückseitig eigenhändig bezeichnet: Arnold Balwé | Schiff am Chiemsee.
Rahmen.
Anmerkung: Erinnerungen von Gerd Heene: "Manchmal fuhr Arnold mit dem Segelboot 'raus. Es lag in einem Holzschuppen, der sinnigerweise am oberen Ende eines Fischerhauses angebaut war... Es wurde mit einem Stecken in den Bach in Richtung See befördert. Das Boot wurde dann herausgezogen, Mast und Segel gesetzt und in langsamer Fahrt ging es dann im Ostwind den Überseebach hinaus auf den See. Arnold rauchte Pfeife, saß lässig am Ruder des Bootes, wir Buben ließen die Hände im grünen, kühlen Wasser hängen. Arnold war ein absolut zuverlässiger Segler, der nichts riskierte. Das Boot, eine hell- und dunkelblau gepönte Chiemseeplätte glitt langsam in der Ostbrise voran - drüben lag die Fraueninsel mit dem Zwiebelglockenturm, weiter nach Westen Herrenchiemsee mit dem großen Klosterbau. Wir segelten den ganzen Strand entlang, dann sagte Arnold, als wir auf den Badestrand zuliefen, "Schwert raus", ich löste den Splint und zog das Holzschwert heraus, und knirschend schob sich das Boot im seichten Wasser auf den Kies. Das Segel bewegte sich leise im Ostwind. Es wurde ausgepackt, am Strand entstand Chaos. Arnold hat viele Bilder, vor allem im Gegenlicht gemalt: das Boot mit dem sonnendurchglühten Segel im Vordergrund, in der Lagune sich spiegelnd, darüber die Sonne, ferne die Berge. Dies Bild hat mich geprägt, es ist ein Bestandteil meines Lebens, meiner Seele, meines Wesens wohl auch: stumm zu stehen und nur sich wundern können, fragen, wie diese schöne Welt entstanden sei, wie diese Pracht zustandekommen konnte... die Sonne. Wir Buben wurden aufgefordert, sofort ein Rauchfeuer anzuzünden gegen die "Stanzen" und die Bremsen, wie die Siouxindianer. Die Männer - es war ein Bild für Götter - standen am Strand in unsäglichen Badehosen, pafften Zigarren gegen die Fliegen und Bremsen und debattierten. Hanns Heinrich hatte alsbald auf seinem ziemlich vorgewölbten Bauch einen saftigen Sonnenbrand. Die Weiber "ratschten" unweit davon im Sand, uns Kinder beobachtend, denn Blödsinn zu machen war immer wundervoll... So döste man den Tag hinein, es wurde Brotzeit gemacht, die Butter auf den Semmeln war weitgehend zerlaufen. Erst gegen 17.00 Uhr, wenn über der Kampenwand sich eine Gewitterwand, ein riesiger Cumulus, aufbaute, gebot Arnold zum Aufbruch und meistens erreichten wir mit dem Segelboot beim ersten Tropfen den Bootsschuppen im Überseebach... oder wurden auch schon einmal gehörig naß" (Gerd Heene, "die Balwés, Erinnerungen an die Chiemseemaler, Ludwigshafen 1999, unveröffentlicht).