"Einen bisher weithin unbekannten Künstler, dessen 200. Geburtstag sich heuer jährt, bringt die Stadt Traunstein mit einer Sonderausstellung wieder ans Licht der Öffentlichkeit: Der zu Unrecht vergessene Chiemseemaler Wilhelm Boshart wurde 1815 in München geboren und starb 1878 in Aisching, Gemeinde Gstadt. Da die meisten seiner Bilder in Privatbesitz verschollen sind oder in Archiven ruhen, konnte sich die Kunstwelt lange kein Urteil über ihn bilden (...)
Die nun im Heimathaus gezeigten Bilder stammen vom Auswärtigen Amt in Berlin, der Galerie Gailer und zum größten Teil von ungenannt bleibend wollenden privaten Leihgebern.
Wilhelm Boshart gehörte zu der in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts begründeten Künstlerkolonie Frauenwörth. Zuerst studierte er Pharmazie, gab aber das Studium bald auf und widmete sich nur noch der Malerei. Künstlerische Vorbilder waren für ihn Eduard Schleich der Ältere und Max Haushofer. Leider gibt es über ihn kaum autobiographische Notizen oder Briefe, kein einziges Foto oder Porträt von ihm aus späterer Zeit.
Wie seine exzellenten, im Heimathaus ausgestellten Bilder augenfällig zeigen, weisen ihn seine zum Naturalismus und zu farbintensiven, romantischen Stimmungsbildern neigenden Werke als hervorragenden Vertreter der Münchner Schule aus.
Seine meist mittel- bis kleinformatigen Bilder sind mit Ölfarbe auf Leinwand, manchmal auf Holz, mit feinem Pinselstrich gemalt. Naturalistisch versteht es Boshart, die meist gedeckten, eher dunklen Farben, meist Gelb, Grün und Blau, so einzusetzen, dass besonders die Atmosphäre einer Landschaft wunderbar eingefangen wird ..."
(Christiane Giesen, Vor dem Vergessen bewahrt, Chiemseemaler Wilhelm Boshart (1815-1878) und sein Kreis, in: Oberbayerisches Volksblatt, 19.8.2015).

Foto: Gerald Streitberg, Wilhelm Boshart und sein Kreis, Heimathaus Traunstein, 2015, Abb. S. 49.